Quartiers- und Vereinsgeschichte
ZUGWEST – ein Quartier sucht seine Identität
„Ein Quartier sucht seine Identität“. So betitelten die Verfasser 1976 die erste Aufarbeitung der Quartiergeschichte von ZUGWEST. Diese Identitätssuche ist immer noch aktuell, zumal wir in einem Quartier leben, das sich rasend schnell entwickelt und verändert.
Diese Identitätssuche ist heute zwar nicht mehr so dominant, die Quartiere westlich der Bahngeleise werden aber nach wie vor massiv verdichtet. Wo noch vor 70 Jahren verstreut in der Lorzenebene einige Bauernhöfe, etwas Gewerbe und da und dort kleine Wohnhäuser zu sehen waren, befinden sich heute riesige Wohnsiedlungen, sehr viel Gewerbe, breite Strassen durchziehen die Lorzenebene und es wird noch immer weiter gebaut.
(Quellen: „Ein Quartier sucht seine Identität“, Internet, Statistiken Paul Egli, GGR-Vorlagen, ZUGWEST-Kurier)
Die Korporation
In unserem Quartier ist ein grosses Stück Allmendland, die Herti-Allmend. Sie gehört der Korporation Zug Die Entstehung der Korporation geht zurück auf mittelalterlichen Allmendbesitz. Nach altem alemannischen Recht konnten sich die Genossen einen Teil der Allmend kaufen, durch die „Einfriedung“ wurden sie rechtmässige Besitzer des Landes, das nunmehr „Hof des XY“ hiess.
Trotzdem blieb der Genosse Miteigentümer von „Wunn und Weide“ des Gesamtbesitzes, d.h. er konnte sein Vieh auf der Gemeinschaftsweide weiden lassen.
In Zug sind noch 33 stadtbürgerliche Geschlechter Korporationsbürger, ein Recht, das durch Abstammung erworben wird. Die Geschlechter Blunschi und Bütler sind in den letzten 27 Jahren ausgestorben. Das Kloster Maria Opferung hat als Institution das Bürgerrecht.
Die Nachbarschaft Lorzen

Die Nachbarschaft Lorzen wurde spätestens 1748 zum ersten Mal erwähnt. Am 18. Januar 1953 wurden die jetzt gültigen Statuten genehmigt. Früher hatte die Nachbarschaft eine grosse, gemeinnützige Aufgabe zu erfüllen: Sie half den Nachbarn in jeder Beziehung. Heute ist, nebst freundnachbarschaftlicher Beziehungen die Verwaltung und Pflege der Schutzengelkapelle eine Hauptaufgabe der Nachbarschaft Lorzen, welche die Kapelle 1802 übernahm.
Die Schutzengelkapelle ist Unserer Lieben Frau, dem Schutzengel und dem St. Wendelin geweiht. Sie ist eine der beiden Richtstätten im Gebiet. Im Jahre 1400 erwarb sich die Stadt Zug vom König Wenzel den sogenannten Blutbann, das Recht, Fehlbare mit dem Tode zu bestrafen. Am 23.12.1847 fand die letzte Hinrichtung bei der Schutzengelkappelle statt. Sie betraf mit dem wahrscheinlich 1799 in Luzern geborenen Josef Schanz eine Person, deren Leben durch mancherlei Unbilll und Unstetigkeit gekennzeichnet war. Er hatte aus Rache, weil ihn 6 Jahre früher R.J. Freimann von der Letzi wegen Birnendiebstahls verklagt hatte, im August 1847 die Freimann’sche Scheune niedergebrannt.
Die Hinrichtung war auf den 22. November 1847 angesetzt, musste aber verschoben werden, weil die Stadt Zug an jenem Tag von eidgenössischen Truppen besetzt wurde, welche den ehemals feindlichen Vorposten des Sonderbundes kampflos einnahmen. Dieser Besetzung folgte die Absetzung der gewählten konservativen Regierung.
Die neue liberale Regierung musste sich erst in die Geschäfte einarbeiten, bestätigte aber das Todesurteil gegen Schanz, so dass der Scharfrichter von Schwyz den Delinquenten zwei Tage vor Weihnachten hinrichtete. Aus Spargründen hatte Zug einige Jahre zuvor auf die Anstellung eines eigenen Scharfrichters verzichtet.
Die 2. Richtstätte war der Galgen im Gebiet Chollermühle. Die letzte Hinrichtung in Zug fand 1939 im Hof der Strafanstalt statt.
Der grosse Umschwung

Gartenstadt
Der grosse Umschwung in ZUGWEST setzte in den 20er Jahren ein, als die Firma Landis & Gyr mit dem Bau des Werkes an der Gubelstrasse begann. Die Firma wurde 1896 von Richard Theiler als „Electrotechnisches Institut Theiler & Co.“ an der Hofstrasse gegründet und ist heute im Besitz der Siemens AG. Die L & G expandierte kräftig und schuf sehr viele Arbeitsplätze, in ihrer Hochblüte arbeiteten über 4000 Personen für die L & G. Parallel dazu entstanden Wohnhäuser, langsam und bedächtig vorerst in der Nähe der Fabrik. Das Quartier „Gartenstadt“ entstand.

Die Eigenheimgenossenschaft Ammannsmatt
Die Eigenheimgenossenschaft Ammannsmatt entstand, nachdem im Verlaufe des Jahres 1945 in einer ersten Bauetappe 23 Einfamilienhäuser, die Strasse und die Kanalisation entstanden. Dies war die erste Ausweitung der Stadt im Westen. Der Gründung der Siedlung lag die Idee, keine Mietskasernen, sondern jeder Familie ihr Einfamilienhaus zu bauen, zugrunde. 1947 erhielt die Siedlung die Kapelle „Maria Einsiedeln“
Gesamtansicht der Siedlung Ammannsmatt (1955)

Das grosse Baufieber
Doch erst in den späten 50er Jahren brach das grosse Baufieber aus. An der Chamerstrasse und in der Letzi entstanden Wohnhäuser. Die ersten Wohnblocks wurden gebaut. Die Blöcke wurden grösser und höher. Die Überbauung Herti entstand. Etwas später die Überbauung Riedmatt.
Die Zeit ab Oktober 2012 ist in Bearbeitung.